Greta Thunberg – wie redet sie eigentlich?

Géza Ákos Molnár 10. April 2019


Die Schülerin aus Schweden ist schon mit ihren 16 Jahren weltweit in aller Munde. Sogar für den Friedensnobelpreis haben sie sie schon vorgeschlagen.

Was hat sie getan?

Sie hat Reden gehalten! Nicht mehr und nicht weniger. Rhetorikerherz, was willst Du mehr? 

Aber wie redet nun Greta Thunberg? Wie gelingt ihr ihr Auftritt vor vielen tausend Menschen, vor höchster Prominenz und vor Millionen Fernsehzuschauern aus der Sicht eines Rhetorikexperten? Was zeichnet ihre Reden aus? Wie legt Greta Thunberg ihre Reden strategisch und psychologisch an?
Wie ist die fulminante Wirkung ihrer Reden zu erklären? 

Ich habe sechs ihrer Reden genauer unter die Lupe genommen und bin dem Geheimnis der Rhetorik Greta Thunbergs auf die Spur gekommen. 

Das Phänomen der Rhetorik Greta Thunbergs erschließt sich Ihnen besser, wenn Sie beides hier ganz lesen:

  1. Die Transkripte der untersuchten Reden
  2. und meine Erkenntnisse, hier in den Rhetorischen Beobachtungen.

Wenn Sie dafür keine Zeit haben, hier ein zusammenfassendes Résumé.

Das Phänomen von Greta Thunberg liegt in der Paradoxie ihrer Rhetorik.

Die, die sie brutal anklagt und denen sie ultimativ droht, sind dieselben, die ihre Position ohnehin seit Jahren vertreten.

Sie zeiht diejenigen der absoluten Untätigkeit, die tatsächlich bereits viele ihrer eigenen Positionslogik folgenden Maßnahmen eingeleitet (Pariser Abkommen et al.) und zum Teil umgesetzt haben.

Auf jeden Fall haben sie den Glauben daran, daß der Mensch den Klimawandel verursacht hat und ihn wieder stoppen kann, in die Schulen und Medien gebracht, wo er seit vielen Jahren mit exklusivem Wahrheitsanspruch gepredigt wird.

Nur graduell, nicht aber prinzipiell, ist die Rednerin schärfer, radikaler, extremer, unbarmherziger, mehr Opfer fordernder. Sie ist Gesinnungsethikerin. Sie tut sich daher mit extremen Positionen und Forderungen viel leichter als Verantwortungsethiker.

Greta Thunberg steht also im Einvernehmen und im Einklang mit den meisten der von ihr Angeklagten in der westlichen Welt. Ohne die aktuelle ideologische Ausrichtung der Schulen und Universitäten in der westlichen Welt gäbe es die Friday For Future – Demonstrationen  ja gar nicht.

Ich weise auf weitere wichtige Paradoxien hin, die bei den Hörern ihrer Reden zu sehen sind.

Dieselben, die Greta Thunberg eingehend und im Detail der Mittäterschaft beschuldigt (Rede Goldene Palme), applaudieren ihr zu; sie himmeln sie, zumindest mimisch, geradezu an. 

Aber nicht alle, wie man auch sieht. 

Und wenn wir die vielen Schüler sehen und beobachten, wie fröhlich sie lachen, steht das nicht in schreiendem Widerspruch zu der großen Angst, ja Panik, die sie angesichts des lodernden Feuers und des in 11 Jahren endgültig eintretenden Untergangs der Erde ergreifen müßte? 

Freilich: Die Reden Greta Thunbergs kann man und darf man nicht losgelöst von der Kampagne hinter ihr bewerten. 

Die fulminante Wirkungsgeschichte ihrer Auftritte verdankt sie schließlich der Multiplikation durch so gut wie alle Medien. 

Sie haben in Bezug auf den Klimawandel eine Mehrheitsmeinung und vor allem -stimmung erzeugt,  deren Einfluß und Energie Greta Thunberg nutzt und die sie wiederum weiter befördert. 

Sich diesem Sturm oder Sog zu entziehen, scheint vielen nicht einmal mehr als theoretische Option der menschlichen Ratio in den Sinn zu kommen. 

Kampagnenstrategisch und rhetorisch-handwerklich ist Greta Thunberg ausgezeichnet unterwegs. Entwickelt sie sich weiter, wird sie eine handwerklich Große unter den Rednern werden. 

Vor solcher Prominenz, vor so vielen Menschen und vor Millionen von Fernsehzuschauern so gut aufzutreten und so geschickt zu reden, ist für ein junges Mädchen eine unglaublich große Leistung.

Behält man nüchtern die Geschichte der Rhetorik im Blickfeld, sieht man natürlich auch die zweite Seite der Medaille:

Gesellschaftlich und politisch erinnern uns rhetorische Phänomene natürlich an andere geniale Kampagnen und vermeintliche Lichtgestalten, denen viele gefolgt und denen noch viel mehr Menschen, Staaten, Kulturschätze und Infrastruktur zum Opfer gefallen sind.

Rhetorik ist ein gefährlich‘ Ding, sage ich frei nach Martin Luther.

Liebe Leser, wenn Sie neugierig auf Details hinter diesem Résumé sind, lesen Sie hier meine Beobachtungen. Ich empfehle Ihnen, die Beobachtungen ganz zu lesen.

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